Die Beweidung mit Hausbüffeln

In Ungarn war die Haltung von Hausbüffeln bis zum Zweiten Weltkrieg ziemlich verbreitet. Ihre Kraft wurde als Zugtier im Tagebau oder in Ziegelfabriken, aber hauptsächlich in der Landwirtschaft benutzt. Später verringerte sich aber ihre Zahl, und diese Tiere, die zum außerordentlichen Krafteinsatz fähig sind, verschwanden aus immer mehr Haushofwirtschaften. Die Staatsgüter und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) verfügten – bis auf einige Ausnahmen – eigentlich nie über einen bedeutenden Bestand. Die ständige Verringerung der Zahl erreichte Mitte der 80er Jahre ihren Tiefpunkt, wo nur noch das Staatsgut Nagykanizsa einen nennenswerten Bestand mit kaum 100 Tieren hatte. Der Rückgang der ungarischen Hausbüffelbestände führte dazu, dass in den Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende, nur noch zwei kleinere Viehherden geblieben sind. Die eine lebte in Kápolna-puszta, am Klein-Plattensee (Kis-Balaton) – wahrscheinlich die noch restlichen Bestände der einstigen Güter im nördlichen Teil des Komitates Somogy – die andere im Nationalpark Hortobágy, wo die Tiere aus den dortigen kleinen Bauernhöfen stammten. Die Wende haben nur diese beiden Bestände überlebt. Es ist auch interessant, dass auch im Weiteren die Organisationen für Naturschutz diejenigen waren, die hinsichtlich der Büffel eine Perspektive sahen und dafür sorgten, die Herden aufrechtzuerhalten. Nach der Wende im Jahr 1990, begannen die Direktionen der Nationalparken Hausbüffel zu benutzen, um die wässrigen Böden zu behandeln. Im Folge ihrer diesbezüglichen Aktivität, vermehrte sich der Bestand kontinuierlich. Inzwischen haben auch zivile Umweltorganisationen und private Personen, Bauerhöfe angefangen Büffel zu halten, und später, 1999 dann auch den Verein der Ungarischen Büffelzüchter gegründet.

Da in Ungarn selbst heute noch eine bedeutende Fläche, fast eine Million Hektar, in erster Linie als Weide bzw. zur Mahd des Massenfutters für den Winter benutzt werden kann, ist es unser elementares Interesse die Viehzucht auf der Weide zu fördern, besonders diesen Zweig zu entwickeln, die Anerkennung und Bedeutung dieser Aktivität auch im Allgemeinen, wie in den alten Zeiten, wiederherzustellen.

Da der Hausbüffel sehr stark ans Wasser und an wässrige Böden gebunden ist, gibt es kein geeigneteres Weidentier bei uns für diese Flächen, als ihn. Die ungarischen Viehzüchter besitzen, pachten zahlreiche solche Weiden, die erfolgreich nur mit Büffel bewirtschaftet werden können.

Bedauerlicher Weise begannen in zahlreichen Regionen, durch die Verringerung der freien Beweidung, als eindeutige Folge auf den Weiden nicht nur Gesträuche zu wachsen, sondern auch die sogenannten invasiven Pflanzen. Besonders auffallend sind unter ihnen, die sich in Transdanubien unaufhaltsam verbreitenden Riesen-Goldruten und kanadischen Goldruten. In West- und Südwestungarn sieht man im Juli gelbe „Meere” auf den nicht benutzten Weiden, die zeigen, dass anstatt ordentlich gepflegte, wirtschaftlich nützliche, Naturwerte aufbewahrende Flächen zu haben, allergenen Pflanzen, die Pollen ausstoßen, diese Flächen überlassen wurden.

Für uns, als Landwirte und Naturschützer ist es unverständlich, wie auch schmerzhaft, wie es solche Flächen geben kann, denken aber gleichzeitig, dass es nicht akzeptierbar ist, diese unvorteilhafte Situation auch langfristig ertragen zu müssen. Mit Hausbüffel könnten man diese Flächen nutzbar machen, und zwar so, dass das nicht nur für die Viehzüchter, für die Landwirte, sondern für die ganze Gesellschaft Nutzen bringen könnte.

Es gibt aber einen weiteren, speziellen Vorteil der Büffelhaltung, eine bisher nicht wahrgenommene Möglichkeit.

Das Wasser der an den landwirtschaftlichen Flächen gebauten Kanäle ist an Nährstoffen meistens sehr reich, weil aus den umliegenden Gebieten Kunstdünger in sie hineinfließt. Hier wachsen also deshalb die Wasserpflanzen explosionsartig und dadurch wird nach einem gewissen Grad der Wasserfluss wesentlich aufgehalten. Die Instandhaltung dieser Kanäle, die Aufrechterhaltung des störungsfreien Wasserflusses ist heutzutage recht kostspielig, denn diese müssen gebaggert werden. Der gebaggerte Schlamm, der voll mit Wurzeln der Wasserpflanzen ist, muss noch weiter behandelt werden, wobei diese Behandlung natürlich auch weitere Kosten verursacht. Aber im Schlamm gibt es nicht nur Wurzel, sondern eine Menge an Tieren, besonders zur Winterzeit ist das mehr, als wahrscheinlich. Das Baggern verursacht für diese Tiere garantiert den Tod. Die Wartung der Kanäle durch Baggern löst aber ohnehin nur für einige Jahre das Problem und sichert den natürlichen Durchfluss, denn nach paar Jahren wird es wieder voll mit Wasserpflanzen. Wir schlagen deshalb eine andere Methode, anstatt der momentanen, außerordentlich teuren und schwerfälligen Praxis vor. Die Büffel gehen nämlich von sich selbst und mit Freude ins Wasser und wenn wir sie mit elektrischem Weidenzaun in Richtung der Kanäle drängen, dann werden sie auch dort weiden. Das Ergebnis wird dann sein, dass dadurch nicht nur der Damm gut erhalten bleibt, sondern die Tiere aus dem Wasser das Schilf, den Rohrkolben und auch sonstige Pflanzen weiden, verzehren. Sie weiden nicht nur gratis, sondern produzieren gleichzeitig wertvolles, an Geschmackstoffen reiches Fleisch. Man kann diese Tiere natürlich nicht das ganze Jahr so, in Kanalnähe halten und es ist auch nicht wünschenswert, dass alle Kanäle in ganz Ungarn pflanzenfrei sein sollen. Nur periodisch, streckenweise kann man diese abgestimmte Praxis akzeptieren, wo die wirtschaftlichen Interessen und die Aufrechterhaltung der Naturwerte gleichermaßen in Betracht genommen werden. Solche Art der Kanalpflege haben wir schon mehrfach ausprobiert und praktizieren es täglich und können es deshalb gern und sicher unseren Kollegen Landwirte empfehlen. Aus der Sicht des Naturschutzes ist es auch sehr wichtig, dass die kontinuierliche Aufrechterhaltung, die Pflege der offenen Gewässer, auch mit Büffel am leichtesten zu sichern ist. Jene Lebensräume sind auch wichtig, die am Rande der Gewässer durch Liegen und Suhlen der Tiere entstehen können. Diese sichern den vorbeiziehenden Vogelscharen vorteilhafte Futterplätze. Es ist wichtig auch noch zu betonen, dass durch die Beweidung mit Büffeln, praktisch biologische (Bio) oder gleichwertige Qualität an Lebensmittel hergestellt wird. Heutzutage kann man fast jeden Tag über die Verletzung der Nahrungsmittelsicherheit lesen und hören und diese Frage ist deshalb wichtiger also, denn je.

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